Klimaschutz geht uns alle an. Deswegen möchten auch immer mehr Unternehmen und Organisationen ihren Beitrag leisten. Und auch für uns stellt sich immer wieder die Frage: Was ist umweltfreundlich? Was ist wirklich nachhaltig? Vor allem beim Thema Marketing und Nachhaltigkeit ist die Antwort keine leichte.
Ist digital umweltfreundlicher als Print?
Nachhaltigkeit und Ökologie bedeutet, Ressourcen zu schonen und nicht mehr zu verbrauchen, als später wieder bereitgestellt werden kann. Da scheint es bei der Wahl zwischen Print und Digital recht eindeutig, für welche Option man sich entscheidet. Es ist ja eigentlich klar – für ein Druckprodukt werden wertvolle Ressourcen verwendet, die letztendlich im Müll landen. Da ist es ein naheliegender Gedanke, bisher in Papier versandte Werbebriefe, Kataloge und Flyer auf digitale Medien umzustellen. Schon hat man viel Papier gespart und das freut nicht nur die Umwelt, sondern auch den Geldbeutel der Unternehmen.
Doch so einfach ist die Lösung nicht!
Auch eine E-Mail, ein YouTube-Video oder ein e-Katalog verbrauchen Ressourcen. Vor allem Strom. Und das ist nicht nur der Strom, den wir zum Betreiben unseres Endgerätes benötigen. Auch die Server und Router der Rechenzentren, die uns die Daten bereitstellen, versenden und speichern, verbrauchen eine Menge Energie. Der jährliche CO2 Ausstoß durch das Internet ist inzwischen höher als der des globalen Flugverkehrs.
Wenn man bedenkt, wie penibel wir im Allgemeinen auf unsere Energieverbrauch achten (wir kaufen Energiesparlampen, stromsparende Küchengeräte, Regionale Lebensmittel etc.), ist es erstaunlich, dass wir das Thema Internet aus unseren Klimabemühungen oft ausklammern. Fakt ist: jeder Klick kostet Energie, jede versendete Nachricht verursacht CO2. So beispielsweise auch eine ganz normale Suchanfrage:
Wenn man Online etwas sucht, so ist der am häufigsten genutzte Weg die Suchmaschine Google. Hier kann man in Sekundenschnelle auf Millionen von Daten zugreifen. Die Suchanfrage bei Google verbraucht Strom, der einem CO2-Ausstoß von 0,2 Gramm entspricht. Das klingt vergleichsweise wenig – immerhin braucht man tausendmal so viel Energie, um mit einem Auto einen Kilometer zu fahren. Wenn man sich aber überlegt, wie viele Suchanfragen Google täglich erhält, ändert sich das schnell. Auf alle Anfragen bezogen, verbraucht Google pro Stunde genau so viel Energie, wie ein Auto auf 12.000 Kilometern Fahrt an CO2 ausstößt.
Bei diesen Zahlen kann man sich denken, dass auch das Versenden von Nachrichten, Bildern und Videos eine nicht unerhebliche Menge Energie verschlingt. Je größer der Datensatz, umso mehr Energie wird für das Speichern und Bereitstellen benötigt. Das macht aus dem gutgemeinten Gedanken, den monatlichen Werbeflyer aus Nachhaltigkeitsgründen durch einen online Prospekt oder durch ein Werbevideo zu ersetzen, unter Umständen zu einer Milchmädchenrechnung.
Brief und Mail im Vergleich
Um den CO2-Fußabdruck von Print- und E-Mailings miteinander vergleichen zu können, kann man sich letztendlich nur auf qualifizierte Schätzungen verlassen. Die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg gibt an, dass Umweltexperten sich darauf geeinigt haben, dass eine einzelne E-Mail durchschnittlich einen CO2-Ausstoß von etwa 10 Gramm verursacht. Für einen Standardbrief (Herstellung, Druck und Versand inbegriffen) werden ca. 20 Gramm veranschlagt. Unterm Strich behält die E-Mail also einen ordentlichen Umwelt-Vorteil. Zugleich wird aber auch deutlich, dass ein Mailverteiler nur doppelt so groß sein muss (oder doppelt so häufig bespielt werden muss), damit dieser Vorteil verloren geht. Da es beim Mailversand keinen disziplinierenden Faktor, wie Porto gibt, werden E-Mail oft so inflationär versendet, dass der Vorteil in Bezug auf den CO2-Ausstoß förmlich verpufft.
Gemäß der CMC-Dialogpoststudie kommt ein E-Mailing auf eine durchschnittliche Conversion-Rate von 0,5%. Ein vergleichbares Print-Mailing erreicht eine Conversion-Rate von ca. 7%. Vereinfacht gesagt, verschickt man 200 E-Mails, um genau so viele Conversions zu erhalten, wie mit 15 Briefen. In CO2-Ausstoß ausgedrückt bedeutet das: für 200 E-Mails werden 2kg CO2 ausgestoßen, für 15 Briefe nicht einmal 290 Gramm.
Print und Digital nachhaltig nutzen
Auch das Fraunhofer Institut für Umwelt- Sicherheits- und Energietechnik (UMSICHT), sowie das Institut für Zukunftsstudien und Technologiewertung (IZT) haben die ökologischen Auswirkungen vergleichbarer gedruckter und digitaler Medien untersucht. Das Ergebnis beider Studien zeigt, dass gedruckte Medien im Verhältnis zur jeweiligen elektronischen Entsprechung nicht grundsätzlich eine schlechtere Umweltbilanz aufweisen.
Es ist wichtig zu erkennen, dass Print- und Digitalmedien ihre Vor- und Nachteile haben und es kein eindeutig „richtiges“ oder „umweltfreundlicheres“ Medium gibt. Beide können nachhaltig genutzt werden, solange wir bewusst und verantwortungsvoll mit ihnen umgehen. Dabei ist es am wichtigsten seine Zielgruppe genau zu kennen. Denn auch der beste, klimaneutral gedruckter Flyer ist nicht nachhaltig, wenn die Zielgruppe größtenteils online anzutreffen ist. Medien gezielt nutzen heißt Medien nachhaltig nutzen.
Erfahren Sie mehr darüber, was wir in Sachen nachhaltige Medienproduktion und Umweltschutz tun und sprechen Sie uns direkt an. Wir unterstützen Sie bei der Auswahl der passenden Werbemittel für Ihr Projekt!
Quellen:
- Studie – Elektronische Medien sind nur manchmal ökologisch vorteilhaft VDMA Druck- und Papiertechnik
- CMC Dialogpoststudie
- Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg