Zum Weltfrauentag haben wir uns mit Frau Irmgard Abt getroffen. In unserem Interview spricht sie über ihre Erfahrungen als erfolgreiche Geschäftsfrau in der Druckindustrie und gibt Einblicke in ihr Leben.
Frau Abt, welche Rolle spielt für Sie der Weltfrauentag?
Irmgard Abt: Beim Thema Weltfrauentag denke ich besonders an all die Frauen und Mädchen, die in Ländern mit Konflikten und humanitären Krisen leben. Viele Frauen werden nach wie vor unterdrückt und haben keinen Zugang zu Bildung. Nicht nur am Weltfrauentag ist es wichtig darauf Aufmerksam zu machen, und sich für Chancengleichheit einzusetzen.
Wie waren Ihre Erfahrungen während Ihrer erfolgreichen Tätigkeit als selbstständige Unternehmerin und IHK-Präsidentin im Hinblick auf Ihre Akzeptanz?
Irmgard Abt: Natürlich, habe ich am Anfang den ein oder anderen skeptischen Blick bekommen und man wollte sehen, was „die Frau“ so kann. Aber das hat mich nie verunsichert.
Als Unternehmerin war ich nicht geboren, aber ich hatte den Wunsch mich in die Geschäfte zu involvieren und Verantwortung zu übernehmen. Durch ständige Weiterbildung in den Bereichen Druck und Medien habe ich die nötige Kompetenz für meine Tätigkeit erworben. Es war mir immer wichtig mich fortzubilden und mir möglichst viel Wissen anzueignen. Dadurch wurde es auch unwichtig, ob es Leute gab, die vielleicht sagen „Ohje, eine Frau…“, denn ich wusste, was ich kann und dass ich den Aufgaben gewachsen war.
Gibt es Bereiche im Business, bei denen sich Frauen und Männer unterscheiden?
Irmgard Abt: Den größten Unterschied sehe ich in den Netzwerken. Wenn wir Frauen Empfehlungen geben, beispielsweise für einen Job, achten wir darauf, dass diese unserem Leistungsanspruch entspricht. Eine Frau würde nie jemanden empfehle, von dessen Können sie nicht zu 100% überzeugt ist.
Bei Männern ist das oft anders, hier spielen Kontakte, Gefallen und Verbindungen eine größere Rolle, als Qualifikationen und Wissen.
Welche Tipps haben Sie für Frauen, die ihre Karriere vorantreiben wollen?
Irmgard Abt: Heute ist das Bild der erfolgreichen Business-Frau, die mit Mitte 20 ihr eigenes Unternehmen führt allgegenwärtig und ein Ideal, das besonders auf Social Media verbreitet wird. Junge Frauen sollten sich deshalb genau überlegen, warum sie “Karriere machen“ möchten und sich nicht von Meinungen anderer beeinflussen lassen. Die Karriere-Leiter als Indikator für die eigene Wertigkeit zu sehen, ist meiner Meinung nach auf jeden Fall der falsche Ansatz.
Wenn man sich für seine Karriere entscheidet, dann muss es eine Herzensangelegenheit sein – eine Leidenschaft! Darüber hinaus ist es wichtig, sich selbst und seine Stärken gut zu kennen und sich ständig weiterzuentwickeln. So schafft man die Voraussetzung sich neuen Herausforderungen erfolgreich zu stellen.
Wie waren Ihre Erfahrungen als Unternehmerin und Mutter?
Irmgard Abt: Ich war von Anfang an viel in unser Unternehmen involviert und das blieb auch so, als ich Mutter wurde. Natürlich wäre es schön gewesen, zuhause zu bleiben, bis die Kinder zur Schule gehen, aber das war nicht machbar. Das Wochenende war für die Kinder, ansonsten hatte die Firma oft Vorrang. So waren die Kinder viel mit in der Firma oder fuhren mit dem Kettcar durch die Produktionshalle – heute wäre das undenkbar. Meinen beiden Rollen gerecht zu werden war nicht immer einfach, letztendlich glaube ich aber, dass wir immer gute Lösungen gefunden haben.
Was würden Sie ihrem jüngeren Ich gerne sagen?
Irmgard Abt: Es gab immer Situationen in meinem Leben in denen ich entscheiden musste, welchen Weg ich gehe. Für mich war immer die Familie und die Firma am wichtigsten und so habe ich mich auch stets entschieden. Deswegen würde ich zu meinem jüngeren Ich vielleicht sagen: „Wir haben alles gut hinbekommen und wir haben viele gute Entscheidungen getroffen. Aber manchmal wäre ich gerne heute noch so entspannt und optimistisch, wie damals.“